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Im ersten Moment mag es seltsam klingen, sich über den Einsatz der Stöcke zu unterhalten. Man muss ja bloss abstossen - was soll daran zu erklären sein?

Ein Bekannter meinte dazu lapidar, die Stöcke seien für ihn wichtiger wie der Ski und die Technik dazu ist elementar. Das ist beim Rollskifahren nicht anders.


Wenn der Stock richtig gesetzt wird, stimmt auch das Tempo.

Rollski-Anfänger haben oft das Gefühl, die Stöcke respektive die Spitzen halten nicht im Asphalt. Häufig rutschen sie weg und neigen in der Folge dazu, den stumpfen Spitzen die Schuld zu geben.

Das ist nur teilweise richtig.


Abnutzung

Wer intensiv läuft, nutzt auch die härtesten Titanspitzen ab – das ist einfach so. Sie lassen sich mit einer Diamantfeile gut wieder anspitzen, ich selbst benutze einen Diamantschleifer, den ich in die Bohrmaschine einspanne und dann relativ einfach in relativ kurzer Zeit messerscharfe Spitzen zurecht schleife.

Aber es gibt auch so etwas wie eine sauberen Stockeinsatz. Ich habe mit den Jahren gemerkt, dass ich die Stöcke sauberer setze und sie seltener wegrutschen (sie rutschen ab und zu immer noch weg, vor allem, wenn ich müde werde). Es muss also etwas mit der Stocktechnik zu tun haben. Wer viel Doppelstocktraining macht, merkt das mit der Zeit selbst. Man kann aber auch darauf achten, wie man den Stock, die Stöcke setzt. Und das wiederum hat mit der Körperhaltung zu tun.


Körperhaltung

Je weiter nach vorne gebeugt, desto flacher und weiter hinten werden sie gesetzt, desto leichter rutschen sie weg. Zu weit vorne gesetzt allerdings bremst man sich selber aus.

Am besten lässt man sich filmen. Und noch besser: trotzdem weiter laufen. Meine Güte, was habe ich geflucht zwischendurch, das kommt heute kaum noch vor – einfach, weil ich eher selten wegrutsche.

Kommt noch ein meteorologisch-geologischer Umstand hinzu: im Sommer halten Stöcke grundsätzlich besser, weil der Asphalt "aufweicht". Im Winter rutscht's besser – sowohl mit den Rollski als auch mit den Stöcken.


Es gibt einige Übungen, die ich konsequent wiederhole, um technisch stabil zu bleiben. Allen Anfängern wird auffallen, dass klassische Rollski (im Gegensatz zu Skating-Rollski) zu Beginn furchtbar wacklig sind, weil sie parallel geführt werden. Ihr steht dann gerne etwas breitbeiniger da. Ich weiss heute noch, als ich mit einem Rennläufer unterwegs war, ich breitbeinig wie Beat Feuz auf der Streif in Kitzbühel, er elegant und enger als in der Loipe. Nach viel Training konnte ich das auch. Mit anderen Worten: es ist machbar.

Grundsätzlich empfehlen sich alle Koordinationsübungen, die auf dem Schnee gemacht werden, auch auf Rollen. Der Vorteil: wer's auf den Rollen kann, hat im Schnee noch weniger Mühe. Rollskilaufen ist schwieriger als Langlaufen.


Einbeinig laufen – laufen lassen. Flache oder leicht abwärts geneigte Strecke suchen. Ein Bein heben, mit Stöcken stossen. Die Stöcke dienen in dieser Phase der Gleichgewichts-Stabilisierung. Wenn's etwas steiler runter geht und die Rollski von alleine rollen, Stockeinsatz weglassen und so lange wie möglich auf einem Bein bleiben. Die Übung gelingt besser mit neuen Rollen (abgefahrene Rollen verziehen gerne, was das ganze erschwert).


Fersenhub. Man sieht's in den meisten Klassik-Rennen mit Spitzenläufer-Beteiligung: die Läuferinnen und Läufer geben Extraschub, indem sie die Füsse anwippen, quasi kurz auf die Fussspitzen stehen respektive die Fersen anheben. Diese Übung gehört zu den schweren auf den Rollski. Wer sie beherrscht, weiss damit auch, dass er gut auf dem Ski steht. Andernfalls verzieht’s die Rollski (oder Langlauflatten), man stolpert nach vorne oder kippt nach hinten. Erst wer richtig auf dem Ski steht, kann tatsächlich zusätzlichen Druck erzeugen.


Diagonalschritt im Flachen. Üblicherweise der Schritt für Bergauf. Wenn’s flach ist, ist ein sauberer Schritt nicht ganz so einfach. Deshalb: machen. Und wer Mumm hat, versucht’s auch bergab.

Bergauf ohne Stockeinsatz. Stöcke ausziehen, stehen lassen oder beim Armeinsatz mittig mitführen. Eine Übung, die unabhängig von der Steilheit des Berges/Hügels durchgeführt werden kann.



Randsteinsprünge. Vor allem vom Trottoir auf die Strasse, ohne zu halten oder bremsen. Das muss einfach. Man legt sich ganz leicht nach hinten, damit die vordere "Skispitze" oben bleibt (bloss nicht nach vorne lehnen). Eigentlich selbsterklärend, so macht man's ja auch auf den Skiern. Und trotzdem: es braucht anfangs Mut, da Schnee meistens eher weich und Asphalt immer hart ist. Von daher gehören zu dieser Übung auch einfache Sprünge auf flacher Strecke, über kleine Steine oder imaginäre Linien oder so. Gut für's Gefühl, gut für die Sicherheit.

Wann lieber nicht. Bei Gleisen (Bahn, Tram) hüpfe ich nicht mehr, sondern laufe langsam drüber. Hier ist hetzen nicht ungefährlich. Auch bei Baustellen verzichte ich auf Übermut. Wieso? Watch this: https://www.youtube.com/watch?v=ao69LbO_n8Q. Und steile Abfahrten überlasse ich Josh Neumann, der mit dem Longboard Schweizer Pässe runterdonnert . Watch that: https://www.youtube.com/watch?v=IFmgnAgeYH8.


Bremsen auf Abfahrten. Wenn man sich nicht extra eine Bremse montiert (gibt's tatsächlich), wird im Stemmbogen gebremst. Könner bremsen auch mit dem T-Schritt: ein Bein respektive einen Ski hinten quer stellen (genau wie mit Skates) – allerdings ist die Rollenabnutzung mit dieser Technik maximal.

Grundsätzlich gilt: Bremsen will geübt sein. Versucht mal, bei Tempo 40 auf Asphalt in den Stemmbogen zu gehen. Aber: wer's nicht kann, geht zu Fuss, und das macht keinen Spass. Leichte Abfahrten (leicht ist relativ) sind durchaus zu meistern. Der grösste Nachteil: weiche Rollen (wie die vom Swix Classic C2 und C3) sind sehr schnell runtergefahren respektive runtergebremst. Wenn die Abwärtsstrecke geradeaus abflacht, lässt sich mittels Windwiderstand auch vieles erreichen: aufstehen und breitmachen, zusätzlich stemmen, und dann bremst sich's sogar recht schnell. Wenn nicht gerade ein massiver Rückenwind weht.


Kurvenfahren. Sehr wichtig. Funktioniert wie auf dem Schnee. Umsteigen, umsteigen, umsteigen. Mit weichen Rollen kann man auch durch Gewichtsverlagerung kurven. Je härter die Rollen sind, desto eher wird nur noch umgestiegen. Auf der Loipe geht's auch nicht anders.


Wer weitere praktische oder lustige Übungen auf Lager hat, bitte zusenden, wenn machbar, werden sie veröffentlicht.

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