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Bremsen wird überschätzt

Ich bin geneigt, festzustellen: Rollskifahren ist lebensgefährlich. Doch was und wen erreiche ich damit? Halte ich damit jemanden vom Rollskifahren ab? Will ich das? Nein, will ich nicht, ich bin ein Rollski-Nerd, der deutlich mehr Kilometer auf Asphalt verbringt wie auf dem Schnee. Der auch schon üble Stürze kassiert hat. Ja, es ist, wie’s ist: Rollskifahren ist nicht ungefährlich. Basta. Zumal wir in der Regel ohne Bremsen unterwegs sind. Stürze sind schmerzhaft und häufig mindestens mit Schürfwunden verbunden. Deswegen aufhören? Niemals.

Es gibt Regionen, in denen wächst der Mais in steilem Gelände waagrecht!

Wie bei allen anderen Sportarten kann man sich angemessen schützen. Helm, Schoner, Rückenpanzer und was sonst noch für einen Rest von Sicherheit sorgt. Noch besser: in potentiell gefährlichen Situationen defensiv laufen. Strecken suchen, wo die Risiken überschaubar oder nicht vorhanden sind. Fahrtechnik beherrschen, bremsen können. Oder eine Bremse montieren (sieht zugegebenermassen nicht sehr sexy aus, muss es aber auch nicht). Meine Unfälle waren immer auf Unachtsamkeit (lies: geschlossene Augen) meinerseits zurück zu führen.


Hindernisse

Aber klar, es gibt Steine oder Steinchen, die im Weg liegen, kleine Äste oder – worüber ich auch schon gestolpert und gestürzt bin – Nüsse und Nussschalen. Ganz verreckt: Löcher von Dolendeckeln, Gitter und ähnliche Gegenstände, wo die Stockspitzen reinpassen. Auch hier habe ich es mehrmals geschafft, das einzige Loch weit und breit genau zu treffen. Festgehalten werden darf aber auch, dass es extrem auf die Rollen ankommt: je weicher, desto „fehlertoleranter“. Ich hatte alle Asphaltstürze mit dem gleichen Rollski. Und keinen mehr mit dem darauf neu gekauften.


(Das ist gelogen, merke ich grad!)


Verletzungen

Meine groben Verletzungen inklusive mehreren Krankenhausaufenthalten habe ich mir ausnahmslos auf dem Mountainbike zugezogen. Auf dem Rennrad habe ich mehrere üble Stürze (ohne Spitalaufenthalt) wegstecken müssen. Und – um auch für ein paar Lacher zu sorgen – ich habe es geschafft, beim Joggen (mehrmals) so heftig zu stürzen, dass ich nicht mehr freiwillig aufgestanden bin.


Risiko

Sport ist etwas zwischen harmlos und lebensbedrohend. Mehr oder weniger harmlos, wenn wir uns nicht übernehmen. Lebensbedrohend bei Selbstüberschätzung. Auch der langweiligste Sport wird gefährlich, wenn übertrieben. Eine Sportart mit üblen Folgen ist Fussball, wo gezerrt, getreten, Bein gestellt, Ellbogen ausgefahren werden kann, je nach Trainer und Spielstrategie sogar muss. Skifahrer und Snowboarder sorgen Jahr für Jahr für heftige Unfälle (mit steigender Tendenz), mitunter auch mit Todesfolge (auf der Piste notabene). Beim Skifahren stürzen sich Männer wie Frauen in furchterregende Abfahrten, geschützt durch einen Helm und einen hauchdünnen hautengen Stoffetzen. Eishockey, ein Sport für Hartbesaitete. Klettern, Gleitschirmfliegen, Basejumping – sicher ist anders. Radfahren: lebensgefährlich. Krafttraining in der Schwitzarena ist zwar sehr selten lebensbedrohend, und sorgt trotzdem für bleibende Schäden im muskulären und Gelenk-Bereich bei jenen, die sich überanstrengen – und das sind viele, man muss sich das Kollektiv-Gestöhne erst mal reinziehen.


Wer Angst hat vor Risiko, wer die Gefahren minimieren will, soll schaufensterspazieren gehen – eine ohne jeden Zweifel schöne Tätigkeit mit geringer Verletzungsgefahr. Ansonsten: Rock'n'Roll!

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