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Porträt eines schönen Sonntagmorgens

Neulich an einem stinknormalen Sonntag. Früh aufgewacht (5 Uhr), aufgestanden und losgerollt. Programm: neue Tour rekognoszieren (es tut mir wirklich leid, wenn ich diesen komischen Begriff verwende, den habe ich noch aus der RS, ich werde ihn nicht mehr los, der sitzt tief). Das führt mich von Zürich-Höngg über die Europabrücke rüber nach Altstetten, hoch nach Albisrieden, in den Lyrenweg direkt an den Waldrand, wo im Blick zurück der Himmel über dem Zürichberg brennt.


Fängt so ein besonders schöner Sonntag an?

Am Ende des asphaltierten Weges geht's via Salzweg wieder runter nach Altstetten, steil, zu steil, um einigermassen entspannt mit Rollskiern runter zu rollen, an- und ausdauerndes Bremsen ist angesagt, steil genug bis zur Rautistrasse, nicht mehr ganz so steil weiter durch die Loogarten-, Dachslern- und Karstlernstrasse bis zum Farbhof, wo die grosse Tramlinien-Baustelle holpriges Rollen bis zum Bahnhof Altstetten verspricht. Eine endlos lang erscheinende Unterführung unter den Bahngleisen rüber zur Vulkanstrasse auf eine aus einigen Touren (Stadtrunden 03 und 07 sowie Tour 18, kommt noch) bekannte Strecke, die mich bis an westlichen Ortsrand von Oetwil an der Limmat führte. So weit so bekannt.


Genau so, ja.

Hier beginnt ein Radweg, an dem seit einigen Jahren gebaut wird, und von dem ich nicht wusste, dass er fertig gestellt ist. Ich rolle dahin, immer mit dem Gefühl, jetzt dann gleich umkehren zu müssen, da bis jetzt immer Baustelle. Aber nein, bestens ausgebaut, feinster Asphalt, breit für drei Paar Rollski, an einer Strecke, die bislang extrem unangenehm zu fahren war, da rechts durch eine hohe Mauer begrenzt, während links der Verkehr mit selten weniger als 90 an einem vorbei blochte – und da mir das Ganze anfangs wirklich unwirklich erscheint, treibt mir der neue Radweg ein mit Tränen der Freude untermaltes Lächeln ins Gesicht.

(Das mit den Tränen, sei's gesagt, ist übertrieben, die Freude dagegen wirkt immer noch nach.)


Es wird noch besser.

Der Radweg ist schön angelegt und ermöglicht neue Touren. Zum Beispiel rund um Altberg und Gubrist respektive: Limmattal und Furttal auf einer Runde. Oder die Durchmessung des gesamten Limmat-Laufs, also vom Zürichsee bis zur Einmündung der Limmat in die Aare bei Untersiggenthal. Die Limmat misst zwar nur 36 Kilometer, die Tour wird vielleicht ein wenig länger, schaun mer mal, die Freude bleibt trotzdem. Oder gleich weiter bis Aarau, Olten, Grenchen, Biel.


Damit war der schöne Sonntag bestens vorgespurt. Aber noch bin ich nicht zuhause, und ja: es kommt weiterhin gut. In Würenlos entdecke ich nämlich gleich mehrere neue Wege, wiederum gut geschützt vom Verkehr, mitten über das, was in der Stadt allgemeingültig als "Land" gilt – ein einsames Gehöft abseits vom Verkehr, kein Laut ausser dem nervösen Bellen eines Hundes angesichts der drohenden Gefahr durch einen doch nicht ganz so leise heranrollenden Rollskifahrer.


So viel Glück.

Zwei Glücksmomente auf einer Fahrt – das ist selten. Häufiger ist bestenfalls ein guter Moment, am häufigsten bleibt die Zufriedenheit nach einer so weit so guten Fahrt. Vielleicht hat das Ganze auch damit zu tun, dass ich mir seit einiger Zeit neue Verhaltensformeln auferlegt habe, nämlich gute Momente festzustellen und auszukosten. Negative Gefühle gibt's auch, aber zum Glück lässt sich meistens feststellen, wie banal ihr Ursprung ist.


Wie sagte doch Adolf Ogi einst: Freude herrscht.

Ich weiss im Fall nicht mehr, wo, aber es war auch an einem Sonntag.

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