Eine Runde, die Neerach gerade mal am Ortseingang streift, dafür aber ganze drei Kilometer Neeracher Riet begleitet, mit Wasserbüffeln, die sich im Schlamm suhlen (das ist weder gelogen noch übertrieben), Reihern und Störchen. Knapp 300 Höhenmeter verteilen sich auf 32 Kilometer, eine anständige Steigung (wo sich der Grossteil der Höhenmeter befindet), sowie drei vier kleinere Hügel stehen im Weg. Vier lässige Abfahrten, wobei vor allem die erste runter nach Dielsdorf ein paar Stellen hat, wo sich eine saubere Kurventechnik, lies: umsteigen umsteigen umsteigen, empfiehlt. Die letzte Abfahrt ist knapp 300 Meter lang, führt übers neue Tunnelportal der Autobahn-Überdachung Affoltern und schliesst mit einer ziemlich steilen Rampe ab, die aber geradeaus ausgefahren werden kann und die richtig viel Spass macht. Endlich mal ein Dessert, das sich auch so nennen darf.
Musik bitte!
Nach den ersten Kilometern am Katzensee und rüber nach Adlikon geht es Richtung Dielsdorf. Dieser Streckenabschnitt ist in anderen Touren auch dabei, nicht der schönste leider, da schon um 6 Uhr morgens gerammelt voll mit Berufsverkehr und daher überlaut. Hier lohnt sich die Musik im Ohr – wenngleich man sie ziemlich aufdrehen muss, um was zu hören. Immerhin fahren wir auf einem breiten und von der Fahrbahn abgetrennten Radweg – wie übrigens auf fast 90% der gesamten Runde die einzigen Entgegenkömmlinge Fussgänger und Radfahrer sind. Das erste Mal streift mich der Fahrtwind eines Autos auf der verkehrsarmen Nebenstrasse Richtung Neerach entlang des Neeracher Riets.
Im Frühtau zur Ebene wir ziehn
Grundsätzlich ist ja so gut wie jede Strecke morgens sehr schön zu fahren – selbst wenn nebendran der Schwerverkehr dröhnt. Wenn die Sonne sich gegen den Nebeldunst durchsetzt, wenn es angenehm kühl ist (für einen Tag im Juli sogar ziemlich kalt), wenn die Radwege leer sind (was gelogen ist, aber E-Bike-Raser sind so schnell unterwegs, dass bloss der Schreckmoment hängen bleibt). Die oben angesprochenen Büffel liegen noch nicht im Schlamm, vermutlich ist das Wasser gefroren und der Schlamm pickelhart.
Richtig Land
Hat man den Verkehr mal überwunden (das ist auf der Route ab Neeracher Kreisel der Fall), wird’s ruhig und die Fahrt entspannt. Insbesondere der Abschnitt zwischen Niederglatt und Landepisten, eine Art Hochebene ohne wirkliche Höhe, sieht aus wie Land, also richtig Land, meine ich. Überall stehen immer Häuser jedweder Art im Weg, dort nicht, sondern Mais, Getreide, ein paar Bäume, Hecken, mehrere Waldstücke, vielleicht mal ein Hund samt Hüter. Nur die in geringer Höhe zur Landung ansetzenden Flieger zeugen von Zivilisation. Hier folgt denn die zweite anständige Abfahrt, nicht ohne, da man nicht sieht, ob was entgegen kommt. Daher: nicht Vollgas. Schliesslich geht’s entlang der Glatt zurück Richtung Unmöglichkeit ästhetisch ansprechenden Bauens, lies: Agglomeration. Wobei: wenn die Rückseite von Zürich ins Gesichtsfeld rückt – das sieht schon auch cool aus. Besonders heute früh, da sich links der Säntis breit macht und über den Wohnsilos von Affoltern die Glarner Alpen auftürmen, so nah wie selten.
Die dritte Abfahrt gibt's in zwei Varianten. Entlang der Katzenrütistrasse nach (hear hear) Katzenrüti. Oder auf der Chätschstrasse runter zur Autobahn, die mit einer im Spätsommer wegen hohem Mais nicht einsehbaren 90°-Kurve für Spannung sorgt. Hundert Meter weiter unten dann bester frischer Teer – so schnell, dass man in der Rush Hour schneller als die Autofahrer auf der A1 unterwegs ist. Immerhin zieht sich die Abfahrt noch einen satten Kilometer weiter, so dass man sich ausreichend vom Kurvenschock erholen kann.
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